„So war ich doch stets von dem Wunsch beseelt, wieder in der Stille Kranke pflegen zu dürfen“

Vor 150 Jahren wurde Alexandrine Gräfin Üxküll-Gyllenband geboren: Die Rotkreuzschwester leitete knapp zehn Jahre lang das Rittberghaus.

Geboren wurde Alexandrine Gräfin Üxküll-Gyllenband am 30. Juni 1873 in Waldgarten bei Zürich. In den ersten Lebensjahren wohnte sie in der Schweiz, Wien und in Ungarn; der Vater diente in der österreichisch-ungarischen Armee. Schon mit fünf Jahren verlor sie ihre Eltern. Sie folgte dem sozialen Engagement ihrer Pflegemutter, die sich für die Errichtung von Schulen einsetzte und dem Roten Kreuz sowie dem Karl-Olga-Krankenhaus angehörte.

Im Frühjahr 1897 trat Alexandrine von Üxküll-Gyllenband als Johanniterschwester den Stuttgarter Olga-Schwestern bei: „Die Liebe zur Krankenpflege hatte mich so mächtig erfasst, dass ich trotz kurzer, von meiner Familie gewünschter Unterbrechungen, immer wieder freudig dem Ruf zu neuen Hilfeleistungen folgte“, hielt die Gräfin in ihren Erinnerungen „Aus einem Schwesternleben“ fest. Sie verbrachte mehrere Monate in München bei Oberin Clementine von Wallmenich, die von der Gräfin sehr verehrt wurde.

1908 wurde Alexandrine von Üxküll-Gyllenband zur ersten Oberin des neu gegründeten „Rotkreuz-Schwesternverband des Vaterländischen Frauenvereins Wiesbaden Städtische Krankenhaus“ berufen und schon „bald verbreitete sich die Kunde von der Wiesbadener Ausbildung sogar bis über die Grenzen hinaus. Wir erhielten guten Nachwuchs, und es war immer mein Stolz, dass aus unserem Verband Menschen hervorgegangen sind, die auch größere Wirkungsfelder übernehmen konnten und für das Rote Kreuz und die Krankenpflege von Bedeutung wurden – so etwa die Oberinnen Schwester Gerda von Freyhold (Oberin des Märkischen Haus und der Brandenburgischen Schwesternschaft Marienheim) Schwester Cläre Port (Oberin des Märkischen Haus),…“.

Mit dem Ersten Weltkrieg kamen neue Aufgaben: Bis in die Frontlinien wagte sich Gräfin Üxküll vor, um Verwundete und Kranke zu pflegen. Vom Dänischen Roten Kreuz vermittelt und von der russischen Zarin und der deutschen Kaiserin gefördert, besuchte Oberin von Üxküll-Gyllenband im Jahr 1915 die deutschen Kriegsgefangenen in Russland. In dieser Zeit begann die Freundschaft mit der Schwedin Elsa Bandström, die ihr in den Gefangenenlagern zur Seite stand.

1917 mussten die Rotkreuz-Schwestern Russland verlassen und Gräfin Üxküll fuhr so rasch wie möglich nach Wiesbaden zurück. Einige Monate später beschloss Deutschland, die Rückwanderung der Kriegsgefangenen aus Russland selbst zu organisieren. Anfang Mai 1918 reiste die Oberin nach Moskau, insgesamt zwei Jahre sollte es dauern, bis endlich alle Gefangenen und auch die Schwestern in ihre Heimat zurückkehren konnten. In Sorge um ihre Tante nahm Alexandrine von Üxküll-Gyllenband im Januar 1920 Abschied von Wiesbaden. Sie reiste nach Tübingen und half dort beim Württembergischen Roten Kreuz. Aufgrund ihrer in Russland gesammelten Erfahrungen in der Gefangenenfürsorge wurde sie 1921 als Bevollmächtige des Deutschen Roten Kreuzes nach Oberschlesien berufen.

Ende 1929 folgte Alexandrine von Üxküll-Gyllenband dem Ruf des Roten Kreuzes nach Berlin-Lichterfelde und übernahm die von Oberin Elsbeth von Keudel geführte Rittberg-Schwesternschaft: „Hier durfte ich noch neun Jahre lang in meiner Arbeit tätig sein und setzte mit tausend Freuden und mit viel Liebe meine ganze Kraft dort ein“. 1939 zog die Gräfin zu ihrer Schwester Caroline von Stauffenberg. Durch die Ereignisse vom 20. Juli 1944 verlor Gräfin Üxküll ihren Bruder und drei Neffen. Gräfin Alexandrine Gräfin Üxküll-Güllenband starb am 25. Mai 1963 in Grünewald bei München.

Fünf Jahre vor ihrem Tod schrieb sie: „Wenn ich auch gern im Dienst und Geist des Roten Kreuzes in oft weitentlegenen Gebieten tätig war und vielfach Hilfe leisten konnte, wenn ich auch dabei neben unendlich viel Traurigem und Schlechtem manches Interessante erleben durfte, so war ich doch stets von dem Wunsch beseelt, wieder in der Stille Kranke pflegen zu dürfen.“

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